Natürlich lässt sich unsere Stammesgeschichte auf dieser Seite nicht vollständig darstellen. Wohl aber wollen wir hier mit Fotos und Texten einige Etappen aufsuchen (nach Anklicken der Texte und Bilder lassen sich diese auch vernünftig lesen bzw. erkennen).

Außenstehende gewinnen dabei sicherlich einen kleinen Eindruck von den ersten Jahren, bei Mitgliedern und Ehemaligen werden sicherlich einige (hoffentlich nur gute) Erinnerungen wach gerufen.

Unsere jüngere Geschichte – genauer: die letzten 11 Jahre – läßt sich hingegen anhand der Einträge auf der Eingangsseite nachverfolgen.

 

Alles begann mit unserem ersten Treffen am 15.10.2001, bei dem auch das Bild oben entstand. Der Einladung sind damals 19 Jungen und Mädchen im Wölflingsalter gefolgt und anschließend auch weiterhin dabei geblieben.

Pfadfinder benötigen eine Unterkunft, Feuer und gute Lieder. Offensichtlich wurden deshalb bereits beim ersten Treffen im Wald Budchen gebaut, wie folgender Eintrag im Meutenbuch vermuten lässt. Und bei diesem zweiten Treffen ging es schon gleich ums Feuermachen.

 

Dass wir bereits beim dritten Treffen den Badeplatz in Beschlag nahmen, hatte sogar Jörg inzwischen vergessen. Bei diesem Treffen wurde erneut eine Feuerstelle eingerichtet, ein Sitzkreis ums Feuer mit Holzstämmen gebaut und das Wikingerlied gelernt, dass später zum Stammeslied avancierte. Und dieses Lied war es auch, dass der Gruppe – viel viel später – ihren Stammesnamen gab.

 

 

 

Auch wenn es bei der Rechtschreibung des damals Siebenjährigen Mathis noch kräftig haperte, so hatte er doch bereits nach wenigen Wochen eine unserer neun Pfadfinderregeln beherzigt: „Ich will dem Frieden dienen und mich für die Gemeinschaft einsetzen, in der ich lebe“

 

Schon wenige Wochen nach der Gründung stand das erste Wochenendlager an – unser Winterlager auf dem Wirberg, der auch in den Folgejahren zum Ziel unserer – damals noch vorweihnachtlichen – Winterlager wurde.

In der Elternschaft gab es einige Vorbehalte, denn es war geplant, mit dem Zug nach Grünberg zu fahren und die vier Kilometer zum Wirberg zu Fuß zu bewältigen. Grund für die Angst der Eltern: Es war starker Schneefall vorausgesagt.

In der Folgezeit musste sich die Eltern schnell daran gewöhnen, dass wir eine Pfadfindergruppe und keine Campinggemeinschaft waren. Die Kids hatten übrigens kein Problem – im Gegenteil, zumal die ersehnte erste Halstuchverleihung und ausgiebiges Rodeln an diesem Wochenende anstanden.

 

 

Es sind dann nur wenige Wochen ins Land gegangen bis zu unserer nächten größeren Aktivität. Aufgerufen hatte der Landesverband zu einem Arbeitseinsatz auf unserem Landeszeltplatz in Homberg (Ohm), der damals ebenfalls noch in seinen Kinderschuhen steckte. Uns machte es großen Spaß, mit Weidenruten Bauwerke für das Gelände zu gestalten. Da diese Ruten mehrheitlich in die Erde gesteckt wurden, entstanden beispielsweise jener Kriechtunnel und jene grüne Kuppel eines Sitzkreises, die heute zu imposanten Elementen des Geländes herangewachsen sind. Damit bei diesem Arbeitseinsatz niemand verhungert, hatten wir schnell vier Feuerstellen errichtet und unsere Töpfe mit Kartoffelsuppe (aus der Dose – Edeka) gefüllt und diese ordentlich erhitzt. Niemand hätte damals gedacht, dass Kartoffelsuppe allen derart mundet. Diese Erfahrung führte aber dazu, dass sich Kartoffelsuppe (später auch ohne Dose drumherum) als Stammesgericht einschlich. Auch auf vielen der späteren Adventsmärkten war unsere Wikinger-Kartoffelsuppe bei den Besuchern eine sehr beliebte Köstlichkeit, die erst vor wenigen Jahren durch unseren elsässischen Flammkuchen abgelöst wurde.

 

 

Der Bauwagen, der heute als Lagerraum für (Garten-)Werkzeuge am Badeplatz sowie vor allem für das Equipment der Kinderimkerei dient, begleitete uns vom ersten Tag an. Jörg hatte seine Bereitschaft zur Gründung einer Pfadfindergruppe davon abhängig gemacht, dass auch ein eigenes (durchaus auch kleines) Domizil vorhaben ist, weshalb ihm seine Söhne zum Geburtstag eine Anzeige schalteten: „Bauwagen für zukünftige Pfadfindergruppe gesucht“. Tatsächlich meldete sich jemand und lieferte pünktlich zum ersten Treffen einen 40 Jahre alten Bauwagen vor die Garage Am Strauch 13. Die 350,- DM für das Vehikel (der Euro wurde erst 10 Wochen später eingeführt) musste Jörg dann aber selbst locker machen. Mit Unterstützung einiger Väter wurde der Bauwagen wenig später aufgemöbelt und fand seinen langjährigen Standort auf Erb´s Wiese (neben dem Wikinger-Wald und dem Badeplatz der dritte Ort vielfältiger Gruppentreffen).

 

 

Der Bauwagen begleitete uns in seinem schicken Glanz auch auf unser erstes Zeltlager, nämlich das Landeswölflingslager, das zu unserem Glück in Traktoren-Reichweite auf dem Zeltgelände des Wirbergs an Pfingsten 2002 stattfand.

Alle hatten sich sehr auf dieses erste Zelten gefreut, obwohl wir über kein einziges Pfadfinderzelt verfügten. Kein Problem. Ein alter Pfadfinderkumpel von Jörg versprach, gebrauchtes Zeltmaterial eines aufgelösten Stammes in Nordrhein-Westfalen der neuen Gruppe in Beuern zu überlassen. Also fuhr wenige Tage vor dem Lager ein Kombi nebst Anhänger nach Münster zur Materialübergabe. Freudiges Wiedersehen, Spargelessen in einem guten Restaurant und dann Öffnung der Garage, um das ersehnte Lagermaterial zu sichten, daraus auszuwählen und aufzuladen. Allein: die Garage war weitgehend leer. Der Landesverband NRW hatte sich längst ohne Wissen des Kumpels bedient. So konnten nur Kleinigkeiten (Heringshammer, Alukanne, 16-Liter-Topf, Teppiche …, die uns heute noch gute Dienste leisten) verpackt werden. Um die Lagerteilnahme dennoch sicher zu stellen, wurden – noch vor der Garage – telefonisch eine Jurte und zwei Kohten bei der Bundeskämmerei bestellt, obwohl zu diesem Zeitpunkt sich nur Kleingeld in der jungen Gruppenkasse befand. Der Misere wegen spendete der Kumpel eine Kohte und sorgte für einen Sonderpreis für Jurte und Kohte bei der Bundeskämmerei (dessen Geschäftsführer er damals war), der durch einen privaten Kredit des Kombi-Fahrers beglichen wurde.

Diese Geldprobleme haben wir schon lange nicht mehr, dafür aber auch nicht so viele Schwierigkeiten zu meistern, was die Sache ja eigentlich weniger spannend macht. Jedenfalls konnten wir beim Ritterlager an König Artus´ Tafelrunde teilnehmen und von dort eine hohe Motivation für unsere weitere Gruppenarbeit mitnehmen.

Siehe auch Zeitungsartikel: 2002 Landeswölflingslager Wirberg

 

Den ersten Sommer verbrachten wir mit vielfältigen Aktivitäten bei den Gruppentreffen, die für die Wölflinge – der Stamm bestand damals ja nur aus Wölflingen – damals wie heute am Montagnachmittag stattfanden. So weist das Meutenbuch u.a. aus:

Brückenbau an Erb´s Wiese; Krokis zeichnen (Krokis sind einfache Karten zur Orientierung), Baumfällen (dünne Fichten für Zeltstangen), Bau eines Feuertischs zum bequemen Kochen, „Spiele am Bach“ (unser erstes Angebot für die Busecker Ferienspiele), Eierkochen (über dem Feuer – aufgehängt an Sicherheitnadeln und Fäden), Spiegeleier brutzeln auf der Schieferplatte, Walderkundung (Suche nach der Burg Hagen oberhalb der Mönch-Mühle), Geheimschriften lernen, Klettern in Kremers Steinbruch…

 

… und wir haben das Wochenende vor den Sommerferien noch einmal für ein kleines Lager genutzt, und zwar auf Schmidt´s Wiese zwischen Beuern und Buseck. Dort haben wir über den Krebsbach eine Brücke gebaut und mit einfachen Mitteln Kescher hergestellt, um Kleintiere aus dem Bach zu fangen.

 

Schnell ist das erste Jahr vergangen. Damit die neugierigen Dorfbewohnen nun endlich erfuhren, was passiert, wenn sich ca. 30 Wölflinge montags am Kirchenplatz treffen und in immer wieder verschiedene Richtungen das Dorf verließen, gab es aus Anlass unseres ersten Jubiläums eine Fotoausstellung in der Beuerner Filiale der Volksbank. Wie wichtig derartige Öffentlichkeitsarbeit ist, konnten wir schnell feststellen. Denn die Angabe unserer Kontonummer auf einer der Stellwände führte zu einigen Spenden aus der Bevölkerung, die uns angesichts der dauerklammen Kassenlage doch sehr willkommen waren. Im Übrigen gab es ein Jubiläumstreffen der Gruppe auf Erb´s Wiese bei dem reichlich Würstchen auf dem Grill gebruzelt wurden. Siehe auch Zeitungsartikel:  2002 Einjähriges Jubiläum

 

Das Jahr endete mit der Teilnahme am Beuerner Adventsmarkt, an dem wir seitdem alljährlich teilnehmen. Der Eintrag im Meutenbuch erinnert daran, dass wir bereits damals unsere Frühstückbrettchen vorab herstellten und dort lukrativ verkauften, die noch heute in jedem Jahr ein begehrtes Produkt darstellen. Gleiches gilt übrigens für Vogelnistkästen und Futterglocken.

 

Für die nun folgenden Jahre wollen wir uns etwas kürzer fassen. Jedoch nicht, weil es weniger zu berichten gäbe, sondern weil der Überblick über unsere Stammesbiografie ja einigermaßen überschaubar sein soll.

Ab 2003 wurde übrigens auch bei uns die Farbfotografie eingeführt.

 

Das Singen gehört zweifelsfrei zum Leben einer Pfadfindergruppe, zumal es Kindern und Jugendlichen i.d.R. nicht nur Spaß bereitet, sondern im gemeinsamen Singen sich auch die Gemeinschaft für jeden erleben lässt – übrigens auch, wenn man zwar gerne, aber nicht sonderlich gut singt (was bis heute für einen Großteil unserer Gruppenmitglieder gilt). Insofern war es im Rahmen der Aufbauarbeit des Stammes voraussschauend, möglichst viele Mitglieder bereits im Wölflingsalter dafür zu motivieren, das Gitarrenspiel zu erlernen. Denn Singen ohne instrumentelle Begleitung geht bei Pfadfindern ja gar nicht.

So startete bereits im zweiten Jahr ein Gitarren-Projekt, dessen Finanzierung freundlicherweise die damals ebenfalls noch recht junge Stiftung Pfadfinder zu einem erheblichen Teil übernahm. Mit der Förderung konnten 6 Gitarren gekauft und ein Teil des Gitarrenunterrichts finanziert werden (den Rest trugen die Eltern).

Der musikalischen Arbeit kam auch später eine besondere Bedeutung zu (obwohl sich die Qualität des Singens noch immer nicht erkennbar verbesserte). So nahmen wir zunächst mit der kleinen Gitarrengruppe beim musischen Treffen des BdP „allesdrin“ 2004 auf Burg Königstein teil und traten dort 2008 mit einer Big-Band auf. Denn inzwischen wechselten die älteren Wölflinge in die Mittelstufenschule und dort in eine Musikklasse, wo sie vor allem Blasinstrumente erlernten.

Die Big-Band-Proben fanden im Werkraum der Grundschule statt:

 

Später dann führten unsere Musikanten selbst Gitarrenkurse für jüngere Mitglieder durch.

 

In 2003 nahmen wir zum ersten Mal beim Aktionstag „Umwelt“ der Gemeinde Buseck statt, an dem wir mit den katholischen Pfadfindern aus Großen Buseck und den evangelischen Pfadfindern aus Alten-Buseck in den Naturräumen zwischen den Ortsteilen gemeinsam Müll sammelten. Dieser Aktionstag und unsere regelmäßige Teilnahme ist dann zur Tradition geworden, die erstmals 2020 aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen wurde. Siehe Zeitungsartikel: 2003 Müllsammelaktion

 

Aus den im Meutenbuch dokumentierten Gruppentreffen haben wir das Treffen vom 20.01.2003 ausgewählt. Maxi beschreibt hier sehr ausführlich die einzelnen Stationen bei einer Wölflingsprüfung. Dass Josis (recht dicker) Stein beim Steinweitwurf Kathis Kopf (unbeabsichtigt) traf, blieb noch lange in Erinnerung. Zwar hatte Kathi – außer einem großen Schreck – nichts Bleibendes davongetragen, aber es war der erste Unfall, den wir zu beklagen hatten. Ansonsten sind wir – abgesehen von einigen kleineren Wehwehchen – von Unfällen in den letzten 20 Jahren verschont geblieben.

 

Zwei größere Lager standen in 2003 an, nämlich das Landespfingstlager in Rodenroth (Westerwald) und das Apfelfest im Herbst in Homberg(Ohm). Leider finden sich keine Fotos vom Pfingstlager, jedoch welche vom Apfelfest, bei dem es viele Aktivitäten rund um den Apfel gab, zudem kulinarische Zugänge zum Apfel (Apfelsaft, Apfelkompott, Apfelpfannkuchen …) bis zum Abwinken. Wir hatten eine kleine Apfelkelter mitgebracht und versucht, selbst unser Getränk aus den Äpfeln zu pressen.

Auch 2005 fand noch ein zweites und letztes Apfelfest(-Wochenende) des Landesverbandes in Homber(Ohm) statt, jedoch waren wir von der Apfelsaftgewinnung derart angefixt, dass wir inzwischen alljährlich an der Mönch-Mühle in Beuern Äpfel sammeln und anschließend beim Obst- und Gartenbauverein in Bersrod keltern. Der jeweils durchschnittliche Ertrag von 300 Litern Saft verteilt sich auf 200 Liter für die Lager des Folgejahres, und 100 Liter lassen wir zu Apfelwein vergären, den wir erhitzt auf den Beuerner Adventmärkten verkaufen.

 

Die Rückschau auf die Anfangsjahre macht deutlich, dass wir viele der inzwischen traditionellen Aktivitäten schon recht früh grundgelegt haben, das gilt auch für das Friedenslicht, das wir alljährlich in der katholischen Kirche in Großen-Buseck zu Fuß holen und mit Petroleumlampen nach Beuern tragen. In 2003 haben wir uns erstmals bei dieser internationalen Pfadfinderaktion beteiligt. Erstaunlich, dass dieser anstrengende Fußmarsch auch im folgenden Jahr wieder von den Kids angetreten wurde, denn es erfasste uns auf dem Rückweg ein fürchterliches Schneetreiben, das nicht nur zu einem engen Zusammenrücken zwang (damit niemand verloren ging), sondern immer wieder eine der beiden mitgeführten Petroleumlampen ausbließ und ein ständiges Entzünden mit der Original-Flamme der jeweils anderen Lampe erforderlich machte.

 

Das Jahr 2004 begann mit der Herstellung von Wikinger-Trinkhörnern. Dafür legte der örtliche Metzger regelmäßig halbe Kuhschädel vor die Haustür am Strauch 13 (manchmal wurde solch ein Schädel auch einfach mit einem der beiden Hörner im Vorgarten in die Erde gerammt – zum Entsetzen der Spaziergänger). Von der weiteren Aufbereitung der Hörner soll nicht berichtet werden. Und es ist gut, dass die Wölflinge davon auch nichts wussten. Die Wölflinge erhielten ein unblutiges und vergleichweise sauberes Horn, das nun mit Raspel, Feile und Schleifpapier in einen nahezu glänzenden Zustand versetzt wurde. Die abschließende Behandlung mit Kelterlack ließ dann auch den Geschmack des eingefüllten Getränks unbeschadet. Ein solches Horn durften sich dann auch alle anderen neuen Wölflinge in den Folgenjahren auf Lagern oder bei Gruppentreffen herstellen – das Wikinger-Trinkhorn quasi als Initiationsritus.

 

Das erste Halbjahr 2004 war vor allem geprägt durch die Besetzung und Erschließung eines weiteren Aktionsraums, dem neuen Wikingerwald. Steuerten wir bislang entweder Erbs Wiese, den Badeplatz oder unseren Wikingerwald (nahe dem Waldsportplatz) an, so tummelten wir uns nun häufiger im so genannten „Neuen Wikingerwald“. Es handelt sich dabei um ca. 3000 Quadratmeter Fichtenwald (der übrigens inzwischen nahezu gänzlich dem Borkenkäfer und dem Sturm „Friederike“ zum Opfer gefallen ist). Jörg hatte dieses Waldstück privat von einem Bekannten gekauft, nicht zuletzt in der Absicht, einen sicheren Ort zu haben, wenn uns der Förster aus dem Gemeindewald vertreiben sollte.

Für den neuen Wikingerwald wurden große Pläne geschmiedet. So sollte vor allem ein Wikinger-Langhaus entstehen, wofür Fichtenstangen gesammelt und die vier Eckpfosten des Hauses gesetzt wurden. Dass aus dem Langhaus nie etwas wurde, störte niemanden, solange man nur immer wieder etwas zum Arbeiten hatte, so wurde „gesegt, gekraben und gehämert“ wie Lars im Meutenbuch notiert.

Dennoch war der neue Wikingerwald in der Folgezeit ein sehr häufig bei Gruppentreffen angesteuerter Ort, der sich insbesondere für Waldspiele und als Basislager für Erkundungen eignete. Einen gewissen Sog übte der Wald auch insofern aus, als dort bereits ein kleines Holzhüttchen stand, das man durch Aufräumen und Reinigen wohnlich machen konnte. Im Übrigen störte es dort auch niemanden, wenn ein Loch für ein Plumpsklo gegraben wurde, woran der Eintrag vom 22.03.2004 im Meutenbuch erinnert.

 

Janniks Eintrag vom 10.05.2004 erinnert hingegen an eine kulinarische Tradition des Stammes. Gerne wurde auch bei Gruppentreffen gekocht – und wenn es auch nur ein Früchtetee war (Hauptsache Feuer machen, Topf aufhängen, Wasser rein und los …). Hier berichtet Jannik aber von einer Brennesselsuppe, die am Waldsportplatz zubereitet wurde und liefert zugleich das Rezept. Der Chronist erinnert sich auch daran, dass wir einmal auf dem Weg vom Wikingerwald zurück zum Kirchplatz einen Erbsenacker streiften (die Erbsen wurden dort als Viehfutter angebaut), der die Kids zum Ernten und Mampfen einlud. Ergebnis: Das Gruppentreffen zog sich für einige an diesem Montagabend bis ca. 22:00 Uhr hin, denn auf der Terrasse am Strauch 13 wurden Erbsenschoten gepult und mit Familie Peters und Klingelhöfer eine spontane Frühlingssuppe gezaubert.

Der folgende Eintrag vom 17.05.2004 erweist sich in der Rückschau als folgenschwer. Ute hatte Kontakt zu einem Imker in Bersrod und mit ihm einen Besuch der Gruppe vereinbart. Phil berichtet hier über ein sehr interessantes Treffen, das -nebenbei bemerkt – mit viel Wanderung verbunden war.

Dieser Besuch beim Imker bescherte uns nicht nur ein neues Mitglied – nämlich den Sohn Lukas, der schon bald nur noch „Imme“ gerufen wurde (und später auch die Schwester Leonie) -, sondern zwei Jahre später auch den Einstieg in unsere eigene Kinder-Imkerei, weil sich Stefan Böck (der Imker) bereit erklärte, unsere spinnerte Idee zu unterstützen. Dies tat er mit viel Engagement über sechs Jahre hinweg, bis wir in Sachen „Biene und Honig“ auf eigenen Beinen standen.

 

Jahre

 

 

Und anschließend gab es wieder ein Highlight, nämlich das Landeswölflingslager im Immenhausen. Erstmals besuchten wir unser Bundeszentrum und durften eine weite Bahnreise antreten. Für viele der Wölflinge war dies die erste „große“ Bahnreise, weil man inzwischen ja hauptsächlich mit dem privaten PKW unterwegs ist.

Von der Zugfahrt nach Immenhausen ist folgende Geschichte überliefert (die sich übrigens auf dieser Strecke in ähnlicher Form mehrfach wiederholt hat, wenngleich nicht mit ebendiesem positiven Ausgang): Wir besteigen am Freitag vor Pfingsten in Gießen einen völlig überfüllten Regionalzug Richtung Kasssel. Wir sind eine Gruppe junger Wölflinge mit schwerem Gepäck. Alle Plätze belegt. Jörg führt uns in die erste Klasse, die über reichlich freie Plätze verfügt. Die Gruppe macht sich breit und ist gut gelaunt zwischen den vereinzelten Kravattenträgern mit schnieken Köfferchen. Kurz hinter Marburg schlägt der Zugbegleiter auf und kontrolliert den Gruppenfahrschein. Er blickt Jörg tief in die Augen und bemerkt: „Das ist die erste Klasse“. Jörg: „Nein, nein, alles Kinder der dritten und vierten Klasse“. Daraufhin der Zugbegleiter mit einem Augenzwinkern: „Sie wissen, was ich meine!!!“ – Ja, wusste er, wussten wir, war aber toll, in der ersten Klasse bis Kassel zu reisen.

In Immenhausen erwartete uns ein Lager, das ebenso wie unser erstes Pfingstlager auf dem Wirberg – eine Spielidee bereithielt. Die Hauptfiguren: Hör´ma, der Hund sowie Brigitte Beifuß, Sum Chi und Jo Holla, die uns in eine galaktische Fantasiewelt führten, um einen Kontakt für die vier Protagonisten zur Flaschenwelt herzustellen. Eine Geschichte, die der Chronist bis heute nicht wirklich verstanden hat, die aber für rund 200 hessische Wölflinge jede Menge Spaß, viele Abenteuer und Herausforderungen lieferte, bei denen Kraft und Mut bewiesen und entwickelt werden konnten. Sogar ein eigens geschriebenes Lied begleitete die Pfingsttage in Immenhausen, dessen Refrain lautet: „Das ist das Flaschenlied aus der Flaschenwelt. Hör´ma ist die Hauptperson, er bellt weil es ihm gefällt. Brigitte Beifuß, Sum und Jo heben ab mit ihm, um Erd´und Menschen kenn´zulernen, das ist das Forscherteam“.

 

Im Herbst ging es auf die große Wiesen- und Weidefläche oberhalb des Kindergartens zum Drachensteigen, was aufgrund des Zuspruchs der Wölflinge sodann zur Tradition bei einem der Herbsttreffen der Folgejahre wurde. Zwar handelt es sich beim Drachensteigen keineswegs um eine Aktivität, die man mit Pfadfindern verbindet, jedoch waren diese Treffen immer sehr beliebt, weil man nur selten so viele bunte Drachen am Beuerner Himmel sehen konnte. Auch wurde es denjenigen nicht langweilig, die mehr als andere kämpfen (und laufen) mussten, bis sich ihr Drache einigermaßen stabil und dauerhaft am Himmel hielt. Besonders schön an dem Eintrag im Meutenbuch ist der Satz mit einem typisch hessischen Superlativ: „Jannis sein Lenkdrachen war am bestesten“ – heute verkauft der damalige Autor erfolgreich Immobilien.

 

Ebenfalls im Herbst besuchten wir für ein Wochenende unsere Blockhütte in Meiches (Vogelsberg), die bis heute ein regelmäßiges Ziel für Wochenendfahrten darstellt. Und das hat seinen besonderen Grund: Denn hier in „hessisch Alaska“ – wie Hütte und Gelände oft scherzhaft von uns genannt wird – lebt man insbesondere im Herbst und im Winter wie bei den Trappern. Denn die Hütte wird nur durch einen offenen Kamin geheizt, was bedeutet, das es gut einen halben Tag dauert, bis eine einigermaßen heimelige Wärme erreicht ist. Auch der Toilettenbesuch beim außenliegenden Plumsklo ist in der Regel nur von kurzer Dauer bei niedrigen Temperaturen. Die Körperhygiene beschränkt sich meist auf das Zähneputzen bei fließendem kalten Wasser unter freiem Himmel.

Der folgende Bericht aus dem Meutenbuch unterschlägt noch eine wichtige Aktivität des Sonntagvormittags. Denn da wurden Heißluftballons gebaut, die aber leider nicht ganz so hoch flogen, wie wir es von den Drachen gewohnt waren – Gott sei Dank, denn eigentlich waren bereits zu diesem Zeitpunkt derartige (unkontrollierbare) Objekte im Deutschen Luftraum verboten.

 

Vom Herbstwochenende in Meiches zu unserem Winterlager (erneut auf dem Wirberg) war es dann nur ein kleiner Sprung. Anders als beim ersten Mal, bei dem wir uns Schlitten von den Eltern bringen ließen, da uns kräftiger Schneefall in der Nacht ausgiebiges Rodeln ermöglichte, lud die vorweihnachtliche Milde eher zum Kanufahren ein – nein wirklich, kein Spaß!! Kanufahren auf dem Wirberg – das hatte bis dato niemand fertiggebracht. Dazu mussten erst die Beuerner Wikinger anreisen. Was war geschehen?

Dass Wikinger eigentlich mit ihren kriegerischen Langschiffen losfuhren, um bereits vor Columbus Amerika zu entdecken und Mitteleuropa in Angst und Schrecken zu versetzen, statt wie die Beuerner Wikinger durch heimische Wälder und Wieser zu streifen, war eigentlich allen von uns klar. Aber das Meer war weit und fand im Krebsbach und im Michelbach leider doch keinen adäquaten Ersatz. Irgendeine Lösung musste her.

Jörg hatte bereits in seiner Jugend im Braunfelser Stamm Feuerreiter Kanus gebaut und ein eigenes Bootshaus an der Lahn betrieben. Kanus – so die Überlegung – sind wesentlich besser transportierbar und lagerbar als ein Wikinger-Langschiff für 13-20 rothaarige und bärtige Wikinger. Warum also nicht eine eigene Kanuflotte …?

Hat sich erst einmal ein solcher Floh im Kopf festgesetzt, gibt es kein Entrinnen mehr. Kontakte aus Studienzeiten zur Geschäftführung des Kanuanbieters Lahntours ermöglichten den Kauf von sechs ausrangierten (aber intakten) Kanus, nebst neuen Paddel, Schwimmwesten und sonstigem notwendigen Equipment. Weiß der Teufel, wie noch in dieser Phase einer klammen Stammeskasse der Betrag von nahezu 3000,- Euro gedeckt wurde, jedenfalls kreuzte am Sonntagmorgen Georg (Papa von Maxi und Niklas) am Wirberg auf und brachte – zur Überraschung aller – sechs Kanus auf seinem Anhänger mit.

Damit entstand natürlich eine große Vorfreude auf den nächsten Sommer, in dem die Kanus auf der Lahn und während unseres Bundeslagers auf der Oker bei Wolfsburg zum Einsatz kommen sollten.

Am Rande sei bemerkt, dass wir diese gebrauchten Kanus auch nach über 15 Jahren noch ausgiebig nutzen und anderen Jugendgruppen zur Verfügung stellen. Im Übrigen wurde etwas später die Kanuflotte noch um zwei weitere Boote ergänzt, so dass wir heute mit 27 Kindern und Jugendlichen jederzeit in See stechen können.

Allerdings erschöpfte sich das Winterlager nicht im Bestaunen der nun eigenen Kanus. Neben der nahezu wochenendfüllenden Herstellung von Kalendern für das nächste Pfadfinderjahr (jedes Monatsblatt wurde in einer besonderen Technik gestaltet, was natürlich viel Zeit erforderte) fand die erstmalige Verleihung von Pfadfinderhalstüchern statt. Inzwischen waren die Ältesten der Gruppe ins Pfadfinderalter gekommen, so dass wir neben der Wölflingsmeute nun auch eine Pfadfindersippe hatten. Bei der Auswahl der zukünftigen Pfadfinder wurde es allerdings mit dem Alter nicht ganz so genau genommen, weil wir in 2005 erstmals mit einer möglichst großen Gruppe am Bundeslager unseres Verbandes teilnehmen wollten (ein Mega-Event mit 5000 Pfadfinderinnen und Pfadfindern und vielen ausländischen Gastgruppen, das nur alle vier Jahre ansteht), das jedoch ein Pfadfinderlager ist, bei dem Wölflinge mit ihrem gelben Halstuch nix zu suchen haben.

 

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